
Die weltweite Nahrungs- und Treibstoffkrise hat im Jahr 2022 zu einem Anstieg der Protestwellen in europäischen Ländern geführt, wie eine Studie der American University zeigt.
Ein Bericht über die weltweiten Protestaktionen gegen die Lebenshaltungskosten im Jahr 2022 hat ergeben, dass die Zahl der Protestkundgebungen zum Thema Nahrungs- und Treibstoffkrise in Europa im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen ist. Wobei Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien allesamt wichtige Brennpunkte politischer Unruhen waren.
Insgesamt hat die von der amerikanischen Universität durchgeführte Studie ergeben, dass im vergangenen Jahr weltweit mehr als 12 500 Menschen gegen die steigenden Lebenshaltungskosten protestierten, wobei Lateinamerika und Südasien die Hauptlast der Proteste zu verzeichnen hatten.
Laut der von der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie war jedoch im Jahr 2022 ein ungewöhnlicher Trend zu beobachten: Das Epizentrum der Proteste verlagerte sich nach Norden, wobei Europa die drittgrößte Zahl an Protesten verzeichnete.
Die Studie beziffert die Gesamtzahl der Proteste auf über 2.500. Dies entspricht mehr als dem Doppelten der Zahl der Demonstrationen, die im selben Zeitraum im Nahen Osten und in Nordafrika stattfanden.
Im Gespräch mit POLITICO bezeichnete der Geschäftsführer der Friedrich-Ebert-Stiftung New York, Michael Bröning, den Trend als „historisch einmalig“. Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien schafften es alle in die Top Ten der Länder mit den meisten Protesten gegen die Lebenshaltungskosten.
Ungewöhnlich ist auch der Hauptauslöser der Proteste: Studienautorin Naomi Hossain erklärte, dass die Energiekosten – und nicht die Lebensmittel – im Mittelpunkt der Demonstrationen stehen.
“ Noch niemals zuvor wurden in einem einzigen Jahr weltweit so viele Aufstände gegen die Lebenshaltungskosten – vor allem gegen die Energiekosten – dokumentiert“, bemerkte Hossain. „In der Vergangenheit waren die Lebensmittel der eigentliche Brennpunkt. Jetzt ist Energie das große Thema“.
In der Studie heißt es weiter, dass es – auch wenn weitere Untersuchungen erforderlich sind – deutliche Anzeichen dafür gibt, dass diese Proteste politischen Gruppen der Linken, der linken Mitte und der so genannten „extremen Rechten“ zu Gute kommen, während die etablierten Parteien in den kommenden Jahren wahrscheinlich erhebliche Schwierigkeiten haben werden, sich an der Macht zu halten.
Während die Erkenntnis der Studie, dass sich die Proteste gegen die Lebenshaltungskosten offenbar nach Norden verlagern, innovativ erscheint, ist die Nachricht, dass die Zahl der Proteste gegen die Nahrungs- und Treibstoffkrise im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen ist, für viele in Europa alles andere als überraschend.
Dank einer Kombination aus COVID-19, dem Ukraine-Krieg und der Grünen Agenda vieler Regierungen haben die Menschen damit zu kämpfen, ihre Familien zu ernähren und ihre Häuser zu heizen, und viele sind gezwungen, auf wohltätige Zuwendungen zurückzugreifen, um über die Runden zu kommen.
Obwohl die Inflation in Europa insgesamt Anzeichen für eine leichte Verlangsamung zeigt und die Treibstoffkosten aufgrund des ungewöhnlich warmen Winters leicht gesunken sind, bleiben die Preise auf ihrem neuen Höchststand, und die Kosten für Lebensmittel steigen weiter. Dadurch geraten insbesondere die ärmsten Familien in den westlichen Ländern unter Druck.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich dieser Trend in absehbarer Zeit nicht umkehren wird. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht mehrerer Universitäten deutet darauf hin, dass Probleme bei der weltweiten Versorgung mit Düngemitteln zur Folge haben könnten, dass die Lebensmittelversorgung noch instabiler wird, was wiederum zu Preissteigerungen führen könnte.
Insgesamt sind aufgrund der aktuellen Nahrungsmittel- und Treibstoffkrise weltweit 100 Millionen Menschen mehr von Hunger bedroht, und es ist davon auszugehen, dass weltweit etwa eine Million Menschen mehr an Hunger sterben werden, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
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