
Das slowakische Wahlreferendum über eine Verfassungsänderung, die vorgezogene Neuwahlen ermöglichen sollten, hat kein rechtsverbindliches Ergebnis gebracht, weil die Wahlbeteiligung zu gering war.
Wie das slowakische Statistikamt am Sonntag mitteilte, stimmten die Wähler mit überwältigender Mehrheit – 97,5 % – für das slowakische Wahlreferendum. Der staatliche Wahlausschuss der Slowakei gab jedoch an, dass die Wahlbeteiligung nur 27,25 % betrug. Um rechtlich bindend zu sein, muss die Wahlbeteiligung in dem 5,4 Millionen Einwohner zählenden Land mehr als 50 % betragen. Ein slowakisches Wahlreferendum nicht rechtsverbindlich?
Die Anhänger der Regierung boykottierten das von der Opposition unterstützte Wahlreferendum weitgehend.
Präsidentin Zuzana Caputova beschloss den Urnengang im vergangenen Jahr, nachdem drei Oppositionsparteien über 380 000 Unterschriften für den Volksentscheid gesammelt hatten.
Die Verfassung sieht derzeit keine Möglichkeit für vorgezogene Neuwahlen vor. Das Wahlreferendum hätte die Verfassung dahingehend geändert, dass sie dies zulässt, wenn es vom Parlament oder in einem Wahlreferendum gebilligt wird.
Von den neun Referenden, die seit der Unabhängigkeit der Slowakei im Jahr 1993 nach der Teilung der Tschechoslowakei abgehalten wurden, erfüllte nur das Wahlreferendum über den Beitritt des Landes zur Europäischen Union im Jahr 2003 die Bedingung einer Wahlbeteiligung von 50 %.
Die Slowaken könnten noch vor dem nächsten regulären Termin im Februar 2024 eine Wahl abhalten, wenn das Parlament eine Verfassungsänderung beschließt.
Die Entscheidung, das Wahlreferendum abzuhalten, wurde getroffen, bevor die von Premierminister Eduard Heger geführte Koalitionsregierung im Dezember stürzte, nachdem sie nach einer monatelangen politischen Krise ein Misstrauensvotum im Parlament verloren hatte.
Caputova setzte dem Parlament eine Frist bis Ende Januar, um eine rasche Neuwahl zu ermöglichen. Sie bat das Kabinett Heger, mit eingeschränkten Befugnissen als geschäftsführende Regierung im Amt zu bleiben.
Sollten die politischen Parteien die Frist der Präsidentin nicht einhalten, würde Caputova einen neuen Premierminister auswählen und seine oder ihre Regierung vereidigen.
Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass die Opposition gute Chancen auf einen Sieg hätte, wenn bald Wahlen abgehalten würden.
Slowakisches Wahlreferendum nicht rechtsverbindlich?
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